IPTV-Piraterie war und ist noch ein riesen Geschäft weltweit. Anbieter locken mit Monatsbeiträgen ab 15 Euro für ein Abonnement, bei dem vermeintlich über 1.000 Fernseh-Programme online live gestreamt werden können. Doch ganz so legal ist das nicht in allen Fällen. Auch hier etablierten sich kriminelle Netzwerke.

Hohe Beiträge für das Kabelfernsehen, keine Möglichkeit für eine Satellitenschüssel, eingeschränkter Programmempfang. Die Gründe, warum immer mehr Menschen sich für IPTV-Anbieter (Fernsehprogramm über Internet) entscheiden, sind wohl individuell und vielseitig. Smart-TVs, bei der zahlreiche Apps nachinstalliert werden können, um auch andere Dienste nutzen zu können, bringen die nötigen Voraussetzungen mit. Fernseher an -> App starten -> Hunderte von Sendern aus dem In- und Ausland.

Einer der bekanntesten Fälle der Kriminalgeschichte war wohl das Netzwerk Xtream Codes. Im Jahr 2019 stürmten etwa 100 italienische Polizisten vermeintliche Geschäftsräume, fast zeitgleich einige weitere Razzien und Hausdurchsuchungen in fünf weiteren Ländern, wie Frankreich, Deutschland, Niederlande, Griechenland und Bulgarien. Über 25 Personen wurden vorübergehend festgenommen. Europaweit gab es laut Europol 102 Verdächtige.
Dieser „Black IPTV“-Dienstleister hatte sich darauf spezialisiert, Internetschnittstellen für Wiederverkäufer anzubieten. Im Rahmen der Ermittlungen ging man davon aus, dass alleine in Italien über 700.000 End-Kunden den Service von Xtream Codes verwendeten. Über die Online-Fernsehpiraten sollen insgesamt weit über 20 Millionen Menschen den Ursprungsdienst genutzt haben. Mit der Software wurden unzählige Fernsehprogramme technisch "abgegriffen" und über das Internet eingespeist. Der Piratensender erweiterte das Softwarenetz für Dienst-Wiederverkäufer, die eigenständig für Ihr Klientel Einstellungen verwalten und Subdienste gegen Entgelt anbieten konnten. In Polizeikreisen und Medien wurde die Aktion als  „größte Schlag gegen das Geschäft der Online-Fernsehpiraten“ bezeichnet. Oberste Ermittlungs- und Koordinationsinstanz war Europol. Der Dienst Xtream Codes bot seinem Klientel über 2.500 Fernsehprogramme weltweit in unterschiedlichen Sprachen an. Das dafür gegründete Unternehmen Xtream Codes LTD aus Bulgarien soll dazu tausende Netzwerk-Server betrieben haben.

Ein weiterer größerer Fall war Flawless IPTV. Der Betreiber konzentrierte sich auf Inhalte der britischen Fußball Premier-Legue und wurde von eben dieser verklagt. Insgesamt 5 Personen mussten sich vor einem Gericht verantworten. Mit ihrem illegalen Tun generierten sie einen Gewinn von über 3 Mio. Pfund mit zehtausenden von Abonnementen. Der illegale Streaming-Dienst kam nicht über 2 Jahre Existenz hinaus. Mit noch zwei weiteren Online-Angeboten, welche aber nicht so erfolgreich waren, wie die Fußball-Sparte, generierte das Unterfangen einen Gesamtumsatz von knapp 5 Mio. Pfund. Die Männer wurden nach den zivilen Prozessen zu hohen Haftstrafen verurteilt.

Auch der IPTV-Anbieter SET-TV strandete vor wenigen Jahren in einem kalifornischen Gericht. Der ehemalige Streaming-Dienst bekam es unter anderem mit Netflix und Amazon wegen erheblicher Rechtestreitigkeiten zu tun. Auch weitere Großanbieter kündigten dem Piratensender gerichtlichen Protest an. Ob der Ertrag der Piraterie den Schadensersatz von über 7 Mio. $US ausgeglichen hätte, ist unbekannt. Der ehemalige Betreiber darf keinen solchen Dienst mehr anbieten.

Mit der Zeit sind aufgrund rechtlicher Schwierigkeiten und im Rahmen von behördlichen Ermittlungen zahlreiche weitere IPTV-Plattformanbieter verschwunden. Darunter auch  Iconic Streams, Nitro TV sowie das von einem ehemaligen Mitarbeiter des Telekommunikationsgiganten AT&T gegründete Gears TV Reloaded.

Nutzer sollten aber keinesfalls in Panik verfallen. Natürlich gibt es unzählige legale und renommierte Streaming-Dienste. In Deutschland zählen dazu der von der Pro7Sat1 AG gestellte Dienst JOYN und Kompaktanbieter Waipu.tv der EXARING AG.

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EUROPOL European Union Agency for Law Enforcement Cooperation im Artikel: "European law enforcement stops illegal IPTV service providers"

Tech-Blog Tarnkappe . Info im Artikel "Black IPTV: europaweiter Bust bei Xtream Codes mit 50 Mio. Kunden" vom 18.09.2019

Redaktion Futurezone . at Österreich im Artikel: "Polizei greift gegen illegales Streaming durch" vom 18.09.2019

 

 

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