Darm und Gehirn sind bei einem Menschen über das enterische Nervensystem (den Dünndarm betreffend) verbunden. Kein Wunder also, dass es zu gegenseitigen Einflussnahmen kommt. Das enterische Nervensystem leitet hier über Millionen von Nervenzellen Informationen zwischen dem Kopf und dem Verdauungstrakt. Die guten und wichtigen Bakterien im Verdauungstrakt sind wichtiger Bestandteil, um Ballaststoffe, also schlecht verdauliche Lebensmittel, in verwertbare Nahrung zu überführen. Der Großteil dieser Bakterien im menschlichen Körper befindet sich im Dickdarm.
In der Literatur wird häufig auf Studien verwiesen, die belegen sollen, dass eine Vielzahl bzw. Überzahl an guten Bakterien auch psychischen Belastungen Widerstand bietet. Unter anderem, durch die Produktionsbeteiligung von Neurotransmittern. Diese dienen der Signalübertragung im Nervensystem. Die sog. Darm-Hirn-Achse mit dem Vagusnerv als Hauptverbindung stellt eine Verbindung zwischen Stress und Emotionen, die auf die Verdauung Auswirkungen haben, und umgekehrt. So die Biochemikerin Dr. S. Pival-Marko1. Demnach sollen gerade in "stressigen Zeiten" scharfe und Fettreiche Nahrung vermieden werden. Es wird zum Aufrechterhalten des Immunsystems zu Probiotika geraten, welche dem Entstehen von systemischen Entzündungen im Körper entgegenwirken und den Serotoninspiegel im Gehirn ausgleichen sollen. Diese Probiotika enthalten Mikroorganismen, welche dem Darm seine selbstständige Regeneration (Flora) ermöglichen. Antibiotika und weitere Medikamente schaden auch für den Menschen nützlichen Bakterienhaushalt als auch der Leber. Eine gesunde Darmflora ist die Basis für Ausgeglichenheit.
Zwar gab eine Mehrzahl von Befragten in alleine Deutschland Zweifel an, was die Wirksamkeit von Probiotika betrifft2, aber das allgemeine Geschäft mit den Nahrungsergänzungsmitteln boomt. Immerhin geben 14 Millionen3 Menschen hier an, täglich von diesen oder anderen Nahrungsergänzungsmitteln gebrauch zu machen. So ist es nicht verwunderlich, dass auf der Wirtschaftseite klare Anstiege zu verzeichnen sind, was den weltweiten Konsum gerade von Verdauungsmitteln betrifft. Hier wird ein Erwartungswert für den Umsatz 2025 auf 8,24 Milliarden Euro festgelegt; bereits 2029 soll dieser 10,57 Milliarden € betragen, was einem Umsatzwachstum von über 6% p.a. entspricht.4 Fit trotz Stress mit Nahrungsergänzung? In der Bundesrepublik Deutschland wurden mit Nahrungsergänzungsmitteln 2,3 Milliarden Euro umgesetzt, etwa 54% davon Vitamine und Mineralstoffe.5
So verlockend die Zahlen auch für Industrie und Entrepreneur sein mögen. Nach Meinung des Verfassers dieses Artikels, sollte eine gesunde Skepsis bei Konsumenten aufrecht bleiben. Für Vitamine und Mineralstoffe bleiben eine gesunde Ernährung, reich an Gemüse und Obst. Für die Darmflora soll als natürliches Produkt ein Getränk aus gegorenem Brot, sog. "Brottrunk", eine Alternative bieten. Ebenso bieten sich zahlreiche Teesorten an, Gesundheit und Verdauung zu fördern. Diese sollten auch wesentlich gesünder für Leber und Darm sein.
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Stange, Rainer | Leitzmann Claus: Ernährung und Fasten als Therapie, 2. Auflage, Springer Verlag, 2018.
Reuter, Peter: Medizinisches Wörterbuch, Springer Verlag, 2005, Begriffe "Neurotransmitter", "enterisch".
1 Magazin: Welt der Wunder, Artikel "Wunderwelt der Bakterien", Ausgabe 12/24, S. 92-93
2 Research Unternehmen Statista in Datenauswertung: "Barrieren bei der Nutzung von probiotischen Produkten in Deutschland 2018".
3 Research Unternehmen Statista in Datenauswertung: "Anzahl der Konsumenten in der Kategorie 'Vitamine und andere Nahrungsergänzungsmittel (einschließlich Sporternährung/Ergänzungsmittel und Probiotika)' nach Häufigkeit in Deutschland im Jahr 2023 ".
4 Research Unternehmen Statista in Datenauswertung: OTC Pharma "Verdauungsmittel - Weltweit".
5 Research Unternehmen Statista in Datenauswertung: "Umsatzverteilung bei Nahrungsergänzungsmitteln nach Produktgruppe 2020 ".